Yoga ist eine Wissenschaft von Körper, Geist und Seele. Yoga ist ein Prinzip des Gleichgewichts, der Weg zu Harmonie und zur Wiedervereinigung des individuellen Selbst mit Gott. Was aber kann Yoga uns ganz konkret in diesem Leben geben? Was brauchen wir in dieser Welt und was bedeutet „Yoga im täglichen Leben“ ?

„Yoga im täglichen Leben“ sagt uns, was wir gerade jetzt tun sollen. Es ist ein Weg, der uns gesund hält, uns innere Zufriedenheit gibt und uns hilft, unsere Ziele zu verwirklichen.

Wie sieht das Leben eines Yogi aus? Ich meine nicht den Yogi, der im Himalaya sitzt und in der Abgeschiedenheit meditiert, sondern jenen, der ein ganz normales Leben führt - so wie wir alle.

Yoga kann uns einen positiven Lebensweg zeigen und Teil unseres Lebens werden.

Einer der wichtigsten Aspekte unseres Lebens ist die Gesundheit. Jeder von uns möchte gesund sein. Doch auch Krankheit gehört zu unserem Leben. Sie macht uns auf den Wert der Gesundheit aufmerksam und zeigt uns, wo wir aus der Balance geraten und vom gesunden Weg abgewichen sind.

Die Gesundheit hängt von 2 Faktoren ab: Von der Ernährung und von der Bewegung.

ERNÄHRUNG

Nahrung ist die Hauptquelle unserer Energie. Wir alle wissen: „Wir leben nicht um zu essen, sondern wir essen um zu leben." Dennoch ist die Ernährung ein heikles Thema, das viele Emotionen hervorruft. Wenn wir nicht das bekommen, was uns zusagt, werden wir schnell missmutig. Maß halten beim Essen ist für jeden Menschen schwer.

Sri Mahaprabhuji sagte einmal: „Zwei Dinge fallen den Menschen am schwersten: Verzeihen und wenig essen."

Wer jedoch keine Kontrolle über sein Essverhalten hat, wird häufiger krank sein. Wir sollen nicht einfach essen, was auf unseren Teller kommt, sondern bewusst auswählen, was wir zu uns nehmen.

Täglich sollte Rohkost in Form von Obst und Salat (mit kaltgepresstem Öl) auf unserem Speiseplan stehen. Wichtig ist auch, jeden Tag frisch zu kochen. Man soll keinesfalls für die ganze Woche vorkochen und dann aufgewärmtes Essen zu sich nehmen. Koche Gemüse stets auf kleiner Flamme, nimm es vom Feuer, wenn es zur Hälfte gar ist und lasse es ohne Hitze fertiggaren. So behält das Gemüse seine Nährstoffe und wird nicht 'totgekocht'.

Die Auswahl unserer Nahrungsmittel soll vielfältig und abwechslungsreich sein. So empfiehlt es sich, jeden Tag eine Art von Getreide wie z.B. Weizen, Reis, Hirse, Mais oder Grieß bzw. Linsen, Kichererbsen oder Grünsoja zu essen. Am besten wäre es, Mehl und Schrot selbst zu mahlen, und zwar möglichst mit einer Handmühle, da diese schonender mahlt.

Brot entwickelt bereits nach 6 Stunden tamas guna (d.i. eine Qualität der Nahrung, die Müdigkeit, Schläfrigkeit und Faulheit hervorruft), während frisch gebackenes Brot Blähungen erzeugt. Deshalb rate ich zur Zubereitung von Chapatis. In Indien werden sie dreimal täglich gemacht. Mit Linsen (mung dal, urad dal, canna dal) kombiniert, ergibt das eine vollwertige, eiweißreiche Nahrung. Wir sollten täglich zumindest eine Schüssel Dal-Suppe essen.

Häufig wird die Bedeutung der Gewürze unterschätzt. Gemäß Yoga und Ayurveda sind folgende Gewürze für die Drüsenfunktionen sehr förderlich: Schwarzes Senfkorn, Schwarzkümmel, Mutterkümmel, Koriander, Kardamon, Nelken, Ingwer und Kurkuma. Von den schwarzen Senfkörnern und vom Mutterkümmel, der gegen Blähungen wirkt, sollte man täglich 1 TL zu sich nehmen. Ebenso sollten Ingwer und Kurkuma wegen deren positiver Wirkung für den Knochenaufbau täglich verwendet werden. In Indien würzen wir mit Chili. Aber viele Menschen vertragen zu scharfes Essen nicht. Deshalb ist es günstig, die kleinen roten, sehr scharfen Chilis zu meiden und nur die großen, saftigen, grünen oder roten Chilischoten zu verwenden.

Kräuter wie Majoran, Oregano, Basilikum, Petersilie und Koriander sollten frisch sein und den Speisen erst nach dem Kochen beigefügt werden. Frische Kräuter sind einfach auf dem Fensterbrett zu ziehen. Um Koriander zu pflanzen, genügt es, den Samen zu teilen und mit Erde zu bedecken.

Das wichtigste Prinzip im Yoga ist Ahimsa: Du sollst nicht töten, nicht verletzen. Deshalb vermeide jede Art von Fleisch sowie Produkte von getöteten Tieren. Verwende nur solche Nahrungsmittel, durch die niemand zu leiden hatte und die niemandem gewaltsam weggenommen wurden. Lass deine Liebe und dein Mitgefühl nicht bei den Gaumenfreuden enden!

 
BEWEGUNG

Jeden Tag sollen wir eine bestimmte Zeit für unsere körperlichen Übungen reservieren.

Morgens:

Die erste Übung nach dem Aufstehen und Waschen ist Agnishar Kriya (Ausnahmen: in der Schwangerschaft, bei einem Leistenbruch oder nach einer Bauchoperation). Durch Agnishar Kriya wird die Bauchspeicheldrüse angeregt und unser Verdauungssystem gesund erhalten. Mit nur 3 Minuten Zeitaufwand können wir eine sehr große Wirkung erzielen.

Danach folgt Jal Neti (Nasenreinigung). Bei Jal Neti lassen wir mittels einer geeigneten kleinen Kanne lauwarmes Salzwasser in jeweils ein Nasenloch fließen. Das Wasser rinnt durch die Nasenneben- und Stirnhöhlen und läuft beim anderen Nasenloch wieder heraus. Jal Neti reinigt die Atemwege und stärkt die Augen. Es wirkt gegen Verkühlung, Allergien und Kopfschmerzen. Wer täglich Neti macht, wird mit den Stirn- und Nebenhöhlen kaum Probleme haben.

Wichtig ist, danach Kapal Bhati (Kräftigung und Reinigung des Atmungstraktes durch mehrmaliges, kräftiges Ausstoßen der Atemluft durch die Nase) durchzuführen, um die Nase ganz vom Wasser zu leeren. Agnishar Kriya und Jal Neti sollen unter Anleitung eines Yogalehrers erlernt werden.

Danach kommen die Körperübungen. Übe gemäß deiner Körperkondition - es muss nicht immer der Kopfstand sein. Am besten ist es, jene Übungen zu wiederholen, die gerade im Yoga-Kurs durchgeführt werden. 4 Asanas dauern ca. 30 Minuten und die anschließende Entspannung 5 Minuten. Danach noch mindestens 15 Minuten Pranayam üben und 30-45 Minuten Meditation durchführen.

Wer in dieser Weise täglich 1- 1 ¼  Stunden Yoga übt, wird nur wenig Gesundheitsprobleme haben.

Mittags:

Versuche im Liegen oder Sitzen mindestens 15 Minuten zu entspannen. Wer mit Mantra übt, kann dieses dabei wiederholen.

Abends:

Vor dem Abendessen sollten wieder etwa eine Stunde Yogaübungen durchgeführt werden (Asanas, Entspannung, Pranayam). Wem dies nicht möglich ist, der sollte zumindest einige Runden Khatu Pranam (d.i. eine Übungsfolge von 20 Yoga-Stellungen) machen, um die Lebensenergie wieder aufzufrischen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt im menschlichen Dasein ist das spirituelle Leben. Wie sieht die spirituelle Übung gemäß „Yoga im täglichen Leben“ aus ?

SPIRITUELLE ÜBUNG

Wer an Gott glaubt, sollte jeden Tag in der Früh und am Abend zu Gott beten und an Ihn denken. Wer nicht an Gott glaubt, soll an Stelle des   Gebets   sein   Mantra   üben.   Nach   dem Aufwachen soll dein erster Blick zu einem göttlichen Bild gehen (dem Bild des Meisters, eines Heiligen, einer göttlichen Gestalt). Danke Gott für seinen Schutz und bitte um seinen Segen für diesen Tag - für dich und für alle Lebewesen. Das wird dich den ganzen Tag über positiv stimmen.

Vor dem Schlafengehen danke Gott für den Tag, für seine Führung und Seinen Schutz. Lege alle Taten des Tages in Gottes Hände und bitte um Verzeihung für deine Fehler. Vermeide es, dich direkt vor dem Schlafengehen und nach dem Aufwachen mit aggressiven Bildern, Büchern, Nachrichten oder Filmen zu beschäftigen. Denn diese rufen Angst in deinem Unterbewusstsein hervor.

Weiters sollen wir stets positiv denken. Wenn wir nicht positiv denken können, so sollen wir wenigstens nicht negativ denken. Wenn wir nicht helfen können, sollten wir wenigstens nicht schaden.


Die Sadhana eines Yogis, der gemäß „Yoga im täglichen Leben“ lebt, besteht aus:

  • Pflege der Gesundheit durch reine, vollwertige Nahrung und Körperübungen.
  • Reinigung des Bewusstseins durch Gebet und spirituelle Übung